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  • Kuhmilch im Glas mit Kühen im Hintergrund
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Kanada: Weniger Milch in der Ernährungspyramide

Die kanadische Regierung hat im Jahr 2018 ihre Ernährungsempfehlungen überarbeitet. Zuvor wurden täglich 500 ml Milch empfohlen. In den neuen Ernährungspyramide nehmen Milchprodukte bedeutend weniger Raum ein. Man solle mehr pflanzliche Lebensmittel zu sich nehmen, heißt es nun.

Aktualisiert: 08 März 2021

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Kanadas Ernährungspyramide früher: täglich 500 ml Milch

In Kanada veröffentlichte das Gesundheitsministerium (Health Canada) im Jahr 2019 überarbeitete Ernährungsleitlinien für die Bevölkerung. In der früheren Ernährungspyramide (von 2007) hatte man täglich zum Verzehr von einem halben Liter Milch geraten - und zwar insbesondere zur Versorgung mit Vitamin D („Have 500 ml (2 cups) of milk every day for adequate vitamin D”). ( 1 )

Milch jedoch liefert pro 100 g laut Nährwerttabellen entweder ganze 0 µg Vitamin D oder aber Vitamin-D-Spuren (0,028 µg) – ganz gleich ob fettarme Milch oder Vollfettstufe. Angesichts des offiziell angegebenen täglichen Vitamin-D-Bedarfs von 20 µg pro Tag – der zudem für die meisten Menschen als zu niedrig angesehen werden darf – kann Milch zur Deckung des Vitamin-D-Bedarfs entweder gar nicht oder nur äußerst sparsam beitragen.

Vermutlich ist dies auch mit ein Grund, warum Kanada diesen Punkt nun aus den neueren Ernährungsempfehlungen gestrichen hat. Es wird keine bestimmte Milchmenge mehr genannt.

Kanadas Ernährungspyramide heute: Milch spielt nur noch eine Nebenrolle

In der neuen Version der Ernährungsleitlinien heißt es nun:

„Tierische Produkte wie Eier, Fisch und Meeresfrüchte, Geflügel, fettarmes rotes Fleisch, fettarme Milch, Joghurt und fettarme sowie salzarme Käsesorten sind nährstoffreiche Lebensmittel für jeden Tag.“

Man solle in jedem Fall schädliche (gesättigte) Fette, Salz und Zucker meiden. Auch sollte man verstärkt zu pflanzlichen Lebensmitteln greifen, beispielsweise lieber pflanzliche als tierische Proteinquellen wählen (Hülsenfrüchte, Sojaprodukte, Nüsse und Samen statt verarbeiteter Fleischprodukten und salzigem Käse), was jedoch nicht bedeute, dass man tierische Lebensmittel nun vollkommen aus dem Speiseplan entfernen müsse.

An Umwelt und Tierschutz denken!

Wichtig sei, dass die Kanadier, die sehr viel auswärts essen und auch kaum Frischkost verzehren sowie gerne zuckerhaltige Getränke konsumieren, wieder mehr zu Hause kochen und aus frischen Lebensmitteln vitalstoffreiche Mahlzeiten für die Familie zubereiten, was insbesondere dazu führen soll, dass Kinder schon von klein auf eine gesunde Ernährung praktizieren.

Letztendlich wolle man mit den neuen Ernährungsempfehlungen auch an die Umwelt und den Tierschutz denken. Beide Aspekte könnten nur mit Hilfe einer gesunden (pflanzenbasierten) Ernährung berücksichtigt werden.

Landwirte fürchten Umsatzeinbussen

Natürlich bleiben derartige Ernährungsempfehlungen nicht ohne Kritik. John Barlow etwa von der Konservativen Partei Kanadas befürchtete ernsthafte Einbussen für Kanadas Landwirte und die kanadische Lebensmittelindustrie. Die neuen Leitlinien seien allenfalls ideologisch, jedoch keinesfalls wissenschaftlich begründbar, so Barlow, der seinerzeit angeblich täglich von Briefen kanadischer Landwirte überschüttet wurde.

Das kanadische Gesundheitsministerium gab jedoch schon im Jahr 2016 bekannt, dass es für die Ausarbeitung ihrer neuen Ernährungsempfehlungen Vertreter der Lebensmittelindustrie nicht in ihre Beratergremien holen werde. Diese durften jedoch immerhin online ihre Meinung kundtun. Folglich war die Stimmung bei den kanadischen Landwirten alles andere als rosig.

Ernährungspyramide wurde bislang stark von der Lebensmittelindustrie beeinflusst

Nicht nur Milch- und Fleischproduzenten waren aufgebracht. Auch Getreideproduzenten machen sich Sorgen. Denn ihre Erzeugnisse werden weniger für Brot und Pasta, sondern grösstenteils als Viehfutter verwendet. „Sie alle wollen erfolgreich sein“, verteidigte Barlow die Landwirte und gibt damit zu, worum es eigentlich geht: Um Erfolg und Geschäfte, nicht aber um gesunde Ernährung für die Bevölkerung.

Offenbar wurde die Ernährungspyramide – und sicher nicht nur die kanadische – bislang stark von der Lebensmittelindustrie beeinflusst.

Die neuen Leitlinien würden die Verbraucher verunsichern und seien nicht evidenz-basiert, entrüstete sich die Vereinigung der kanadischen Milchproduzenten in einem Brief an Barlow vom 7. Februar 2018. Einerseits hiess es, Milchprodukte gehörten zu einer ausgewogenen Ernährung, andererseits aber solle man besser pflanzliche Proteinquellen wählen.

Eigentlich – so finden wir – ist es ganz einfach: Wo immer möglich wählt man pflanzliche Proteinquellen, die oft auch gleichzeitig den Calciumbedarf decken und wer mag, ergänzt seinen Speiseplan dann und wann mit tierischen Produkten. Von Verunsicherung keine Spur.

Schenkt man verschiedenen Medienberichten Glauben, dann soll in der entsprechenden Ernährungspyramide – was einer Sensation gleichkäme – die Milch künftig nicht mehr auftauchen.

Milch und Milchprodukte gelten offiziell als enorm gesunde Lebensmittel. Man bewirbt sie als wichtige Calcium-, Protein- und auch Vitaminlieferanten. Milch und Milchprodukte sollen daher von jedem Menschen – jedem Kind und jedem Erwachsenen – regelmässig konsumiert werden.

Deutsche Ernährungsempfehlungen: täglich 500 ml Milch

In Deutschland rät die Deutsche Gesellschaft für Ernährung nach wie vor zum täglichen Verzehr von einem halben Liter Milch (2 Portonen à 250 ml, wobei eine Portion Milch auch 30 g Käse oder 150 g Joghurt entspricht) ( 2 ). Doch auch hier wird mittlerweile eine überwiegend pflanzliche Ernährung empfohlen, die zu einem Viertel aus tierischen Lebensmitteln bestehen dürfe.

Update 2.6.2024: Wir haben den Artikel aktualisiert und die Quellen 1 und 2 hinzugefügt.

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Wichtiger Hinweis

Dieser Artikel wurde auf Grundlage (zur Zeit der Veröffentlichung) aktueller Studien verfasst und von MedizinerInnen geprüft, darf aber nicht zur Selbstdiagnose oder Selbstbehandlung genutzt werden, ersetzt also nicht den Besuch bei Ihrem Arzt. Besprechen Sie daher jede Massnahme (ob aus diesem oder einem anderen unserer Artikel) immer zuerst mit Ihrem Arzt.